2012-11-13 Mainpost

Regengüsse können Kermesgesellschaft nicht stoppen

Prosit: Die Kermesburschen stärken sich natürlich, bevor sie den Ehrentanz mit ihrem Mädle beim Hofroi absolvieren. Foto: Zirkelbach

SCHÖNAU
Regengüsse können Kermesgesellschaft nicht stoppen
Schönauer feierten drei Tage lang traditionelle Kermes mit Baumaufstellen, Tänzen, Kermesrede und Göckerschlooch

„Die Feste werden gefeiert, wie sie fallen“, so die Kernaussage von Öwerkermesbursch Philipp Vey am Samstagmittag, als die regengrauen Wolken aufzogen. Der erste Streich der Kermespaare, das Aufstellen des weißblau leuchtenden und mit vielen Bändern geschmückten Kermesbaumes, ging dann als „Wasserbad“ in die Geschichte der Schönauer Kermes ein.

Der guten Stimmung bei den Kermespaaren, ihren Mithelfern und den zahlreichen Zuschauern tat dieses „lausige“ Wetter allerdings keinen Abbruch. Einige Partyzeltchen wurden schnell besorgt, der Grill unter ein Dach geschafft und los ging es – nur eben einige Minuten später, dann aber umso heftiger.

Die Kermesmusikanten dem imposanten Zug mit flotter Marschmusik voran, die Mädels gut beschirmt und die Burschen mit dem Kermesbaum, so hatte der Regen überhaupt keine Chance. Vielleicht war es sogar dieser Umstand, dass die Burschen den Baum in nur ganz kurzen Absätzen vermutlich in Rekordzeit in die Senkrechte stellten.

Dreizehn Paare drehten sich dann bei ihrer ersten Ehrentour um den Kermesbaum: Walzer, Rheinländer und Schottisch, und dann klang nicht nur der Kermeskampfruf „Wem ghört die Kermes“ weithin über den Dorfplatz, sondern auch die Forderung der Tanzpaare nach dem berühmten Tanzanhängsel, dem „Züpfele“. Und bevor Johannes Märkert auf die Hofmauer von Opa Gregor stieg, um die Kermesrede vom Stapel zu lassen, gab es reichlich Freibier für die Musikanten und „Zückerlich“ für die Kinder.

Einige launige Begebenheiten hatte Johannes Märkert für seine Kermesrede schon auf Lager. So lobte er die Fußballer, welche nach über einem Jahrzehnt wieder als DJK Schönau auf dem Schönauer Sportplatz zugange sind, er machte sich lustig über den gelben „Osterhasenanstrich“ am Kolpingsaal, wunderte sich über die Schwimmbadfreunde und ihren „Hexenhäuschen“, um dann den Bürgermeister und den Gemeinderat zu loben, weil die es fertigbrachten, die „Hinterlassenschaften“ aus der Kläranlage jetzt nach Neuscht und Brend zu transportieren: „Uns freut's, dass die stinkich Brüh, wer hätt's je gedacht, demnächst denne Neuschter und Brender die Nose nauf macht.“

Am Sonntagmorgen nahmen nach durchzechter Nacht alle Kermespaare am Festgottesdienst in der Schönauer Kirche mit Pater Augustin teil, wofür sie von ihm ausgiebig gelobt wurden. Dann ging der Feiermarathon mit dem Hofroi weiter.

Musikanten und alle Lastenträger, Gisser- und Plootzmo, Lebekuchenverkäufer, die fahrbare Kaffeebar, Wurststangen- und Laternenträger, die „Schnapser“ und die Mannschaft mit dem fahrbaren Kermesbaum zogen vom Dorfplatz los zu den Häusern der Mädels, wo die ihren Ehrentanz absolvieren durften, wo die Väter standesgemäß eine Wurscht zu spendieren hatten und die Mütter einen Plootz. Dieser durfte von den „mitwallenden“ Zaungästen dann auch gleich an Ort und Stelle probiert werden.

Rainer und Otmar waren immer wieder mit ihrem Gisser parat, um die Kermesleute von ihrer „Geheimbräu“ kosten zu lassen. Beim Bürgermeister wurde der Schlusspunkt des Hofroi gesetzt und das große Lebkuchenherz mit allen Namen der diesjährigen Kermespaare versteigert. Auch dieses Jahr landete es in den Händen der „Obrigkeit“.

Die Kermes klang am Montagabend mit dem Göckerschlooch vor dem Kermesbaum aus, wobei die jüngsten Burschen das Privileg hatten, den entscheidenden Schlag auf den Tontopf zu setzen, unter dem der „Göcker“ auf seinen „Ehrentod“ wartete. Natürlich wachte wie immer der Becks Walter akribisch darauf, dass dem Vieh keine einzige Feder gekrümmt und es nach vollbrachter Tat wieder in den Stall zu seinen Hühnern zurückgebracht wurde. Bei Kesselfleisch und feuchtfröhlicher Gaudi klang die Kermes 2012 schließlich im Kolpingsaal aus.

Von unserem Mitarbeiter Manfred Zirkelbach

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